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2016 Allgemein Lubaga Naggalama Hospital Uganda

Licht und Schatten September 2016

Durch „Beziehungen“ des früheren Technischen Leiters der Kliniken Sindelfingen, Wilhelm Vorreiter, erfuhr unser Verein von der zweiten, sehr guten Röntgenanlage, dieses Mal aus dem Raum Frankfurt, die dort durch eine neue Anlage ersetzt wurde, aber für ein afrikanisches Krankenhaus quasi neuwertig, auf jeden Fall voll funktionsfähig war. Da die erste Anlage nach Lubaga ging, sollte diese nun Naggalama übereignet werden. Wilhelm überzeugte zwei Röntgenspezialisten von Philips, Michael Fassbender und Paul Tillmann, ihn in ihrem Urlaub nach Uganda zu begleiten und diese Anlage dort aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Dies klappte auch. Ein herzliches Dankeschön den Beteiligten vom Vereinsvorstand und bestimmt auch von allen Mitgliedern und insbesondere von der Mannschaft vom Naggalama-Hospital. Eine solche Röntgenanlage ist eine große Aufwertung für das Hospital. Es fällt insbesondere einem kleineren Landkrankenhaus leichter, Ärzte zu gewinnen, wenn die Möglichkeiten der Diagnosik so verbessert werden und auch Patienten, die früher in die Hauptstadt fuhren, kommen nun verstärkt in das Hospital.

Die Drei waren auch begeistert von der Unterbringung und Versorgung. Andererseits war auf dem Land natürlich manches noch schlechter zu organisieren als in Kampala und auch das Material war ein Problem. Als Beispiel seien die mitgebrachten 8er und 10er Dübel genannt. Vor Ort stellte man fest, dass 12er gebraucht werden. Fast ein Ding der Unmöglichkeit, ganz zu schweigen von der Qualität des Silikons, des Leims oder der wenigen Werkzeuge, die man vergessen hatte und vor Ort kaufen musste ……

 Das meinten wir trotzdem mit „Licht“.

Und nun zum „Schatten“:

Als das 3-Mann-Team mit seiner Arbeit in Naggalama fertig war, wurde beschlossen, auch dem Lubaga-Hospital noch einen Kontroll-Besuch abzustatten und nach der dort vor einiger Zeit installierten Röntgenanlage zu schauen. Das neue System lief noch. Aber das ältere war ausgefallen. Der „Fehler“ wurde von den Spezialisten schnell gefunden – allerdings an anderer Stelle als vermutet! Ganze Daten-Kabelbündel waren von Ratten zerfressen worden. Im Schaltschrank sah es wie in einer Tierhandlung im entsprechenden Käfig aus. Der Rattenurin hatte viele Platinen zerstört. Das komplette System war irreparabel kaputt.

Da der Medical Director Dr. Andrew nicht anwesend war, wandten sich die Drei an seinen Stellvertreter Dr. Peter. Dann folgte der zweite Schock: Dieser regte sich über das Rattenproblem und den immensen Schaden gar nicht auf und meinte sogar arrogant (zumindest kam das bei unserem Team durch sein ganzes Verhalten, seine Wortwahl und Körpersprache so an), dass „die Anlage sowieso nicht neu, sondern gebraucht gewesen wäre“. Also nicht sooo schlimm. Grußlos ging er. 

Man kann dies natürlich mit den kulturellen Unterschieden abtun. Es ist aber auch verständlich, wenn unsere Mitglieder und Sponsoren in Zukunft genau überlegen, wem sie was spenden und ob sich der teure Containertransport und der große personelle Aufwand lohnen. Die Philips-Männer waren zumindest sehr enttäuscht. Und Wilhelm war dieses Zusammentreffen und die Reaktion des Klinikvertreters mehr als peinlich. Zu der geplanten Fortbildung kam es nicht mehr.

Es wird wohl einige Tage und Wochen dauern, bis dieser „Schatten“ verarbeitet ist. Wir wollten auf jeden Fall damit zeigen, dass wir dank unserer permanenten Einsätze vor Ort auch registrieren, wenn etwas schief läuft. Der „Fall“ wird auf jeden Fall auch noch mit dem Aufsichtsrat des Hauses besprochen. Dr. Andrew hat sich in der Zwischenzeit entschuldigt und zugesagt, vor Ort bessere Kontrollen anzuweisen, etwas auf der Grundlage von Checklisten, die abzuzeichnen sind.

Unabhängig davon hat der Vorstand je bei seiner vorletzten Sitzung Richtlinien zur Projektarbeit beschlossen, die insbesondere bei größeren Projekten voraussetzen, dass Projektverträge geschlossen werden, die klar Pflichten unserer Partner in Afrika vereinbaren und diese auch monetär in einem zumutbaren Umfang an den Projekten beteiligen, so dass eine Identifizierung damit besser gesichert ist. Auch unsere Pflichten werden aber festgeschrieben.