Kategorien
2023 Lubaga Uganda

Famulatur im Lubaga-Hospital 27.2. – 17.3.2023

Ich weiß gar nicht so recht, wie ich die vielen Erlebnisse und die tollen Begegnungen in diesem Bericht zusammenfassen soll! Im Januar 2023 entschied ich mich nämlich sehr spontan dazu, nach Uganda zu gehen, um dort eine Famulatur zu machen, nachdem ich im Internet viel recherchiert und auf der Internetseite von „Partnerschaft-Gesunde-Welt“ einige Berichte gelesen und mich über die Projekte informiert hatte. Unbedingt wollte ich dann auch ein Teil davon sein, und nachdem ich Wolfgang Fischer eine E-Mail schrieb und er sehr schnell antwortete wurde alles kurzfristig in die Wege geleitet. Selbst jetzt (wo ich diesen Bericht verfasse) kann ich gar nicht glauben, dass die Famulatur im Lubaga Hospital schon hinter mir liegt und das alles wirklich passiert ist!

Ich wurde von allen Beteiligten unglaublich gut aufgenommen und auch der Verein und vor allem Wolfgang Fischer waren jederzeit erreichbar und bei Fragen für mich da. Er hatte auch organisiert, dass ich vom Flughafen frühmorgens abgeholt wurde. An meinem ersten Tag im Lubaga Hospital wurde ich von der netten Sr. Janet Harbauer begrüßt, die sich schon auf mich gefreut hatte und mit der ich vorher auch viel E-Mail-Verkehr hatte und die für jede Art von Fragen zur Verfügung stand!

Da habe ich mich sofort gut aufgehoben gefühlt und wusste, dass ich eine tolle und einzigartige Zeit hier verbringen würde. Dann habe ich die studentische Koordinatorin Anne Nganda getroffen und durfte mir aussuchen, welche Stationen ich besuchen möchte. Da ich auf die Kinderstation wollte, um auch die Fortschritte des Sanierungsprojekts vom Verein dort zu sehen, entschied ich mich außerdem noch, in den Kreißsaal zu gehen.

So habe ich die ersten zwei Wochen meiner Famulatur im Kreißsaal verbracht und durfte bei Operationen assistieren, Kinder zur Welt bringen und habe Seite an Seite mit den Hebammen dort unglaublich viel gesehen und erlebt. Wie die Frauen dort ihre Kinder zur Welt bringen, ist so anders als das, was ich in Deutschland oder Frankreich bisher gesehen habe und es ist sowohl eindrucksvoll als auch erschreckend zugleich, weil die Mittel nun mal beschränkt und dadurch auch hygienische Standards komplett unterschiedlich sind. Nicht umsonst liegt hier im Land die Mortalitätsrate bei Müttern im Zusammenhang mit der Geburt bei 1:35 (in Deutschland bei 1:6.500). Sprich: Jede 35. junge Frau stirbt bei der Geburt oder kurz darauf.

Die Frauen liegen in einem großen Raum, der mit sechs Liegen ausgestattet ist (jede davon durch hellblaue Vorhänge voneinander getrennt). Vor jeder Liege befindet sich ein kleiner Holztritt, damit die Frauen, die in den Wehen liegen, selbst leichter auf diese Liege kommen. Ein gelber Eimer steht davor für den Urin. Eine Toilette für die Frauen gibt es hier nicht. Ein Eimer steht daneben für blutverschmierte Fetzen von Laken, die zum abwische und als Kompressen verwendet werden. Dieses Bild vergesse ich nie mehr

Viele Hebammenschüler*innen, Pflegeschüler*innen und Medizinstudent*innen  drängen  sich in eine der Kabinen, um endlich einmal einer Geburt beizuwohnen. Schmerzmittel erhalten die meisten Frauen nicht, da diese zu teuer und auch nicht ausreichend vorhanden sind. Aber jede der Frauen, die ich dort gesehen habe, war so dankbar und glücklich. Immerhin reicht das CTG›Gerät im Kreißsaal für alle, erstaunlich, dass es noch funktioniert.

Ich habe in Berlin selbst Spenden in Höhe von knapp 1.000,– Euro zusammenbekommen, durch meine Familie und meine Freunde, einen Teil vom 104-Kollektiv aus dem  Prenzlauer Berg, und dann noch vom Verein 1.000 Euro. Davon habe ich in Kampala in Absprache  mit Dr. Julius, dem Chef des Krankenhauses, einen neuen Sterilisator für die Chirurgie und OP-Kleidung gekauft.  Die Belege liegen dem Verein vor. Mit Mitarbeitern des Krankenhauses bin ich in den Joint Medical Store gefahren, um dieses Gerät zu besorgen.
Bei einer morgendlichen Ankündigungsrunde habe ich diesen Sterilisator dann feierlich übergeben, was mir zwar etwas unangenehm war (weil so viele Mitarbeiter*innen dabei  waren), aber zum Schluss haben sich alle sehr darüber gefreut und sind auch im Nachhinein  zu mir  gekommen, um sich zu bedanken und liebe Grüße nach Deutschland zu überbringen.

Meine letzte Woche habe ich dann auf der Kinderstation verbracht. Im Vergleich zum Kreißsaal war dort alles neu gemacht. Die Station sieht sehr gut aus und die Kinder und ihre Eltern fühlen sich sichtlich sehr gut aufgehoben,  wobei aber noch Mittel und Geräte fehlen, was z.B.  eine bessere Versorgung von den dort häufig vorkommenden Verbrennungen möglich machen könnte.

Zum Schluss habe ich mich bei allen persönlich verabschiedet. Die Kinder wollten noch Fotos mit mir machen. Mit den Kindern dort zu arbeiten auf der Station war toll und jedes jede einzelne war so unglaublich dankbar und freundlich, dass es mein Herz sehr berührt hat und ich jetzt noch gerne daran denke. Ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt, die mir sehr viel beigebracht haben – vor allem über das Leben. Webale.

Ich bin sehr dankbar für die Erfahrung und würde es jederzeit wieder tun.
Danke an den Verein für die Unterstützung, danke an Wolfgang Fischer, Janet Harbauer, Dr.  Julius und Danke an die tollen Hebammen und Pflegekräfte, mit denen ich die meiste und intensivste Zeit dort verbringen durfte. Und Danke an meine Oma und Mutter, ohne die Ich gar nicht hätte dorthin fliegen können.
Übrigens: Mein ugandischer Name,  der mir dort gegeben wurde, ist Namuli, die Blume.