05.12.2020 / Fortsetzung zum Bericht vom 04.11.2020
Die Tage vergehen wie im Flug und es wird höchste Zeit, Euch mal wieder an meinen täglichen Aktivitäten oder Herausforderungen teilhaben zu lassen.
Die erste Woche habe ich wie geplant in Buluba verbracht, um den Baubeginn des dringend notwendigen Toilettenhauses und die Installation der OP-Leuchte anzuleiern sowie den Kauf eines Ebers für die Schweinefarm zu organisieren.
Die morgendlichen Walks in der ländlichen Region im Mayuge District sowie die herzliche Begegnung mit den Einheimischen ist ein prima Start in den Tag und motiviert für die bevorstehenden Aufgaben.
Nachdem ich mir eine Übersicht im Buluba Hospital verschafft hatte, hieß es nun, das orangefarbene Arbeitstäschle zu schnappen und loszulegen. Von meiner spärlichen Tools-Ausrüstung in einer simplen Reißverschluss-Tüte und meinem treuen Begleiter, dem altbewährten Kabelbinder, sind selbst die Jungs vom Workshop jedes Mal beeindruckt. Mit einfachsten Mitteln und einer Portion Improvisationsgeschick kann man doch recht viel wieder Instand setzen, was mir unendlich viel Spaß macht.
Geht nicht, gibt’s nicht!
Die handwerkliche Bastelei in Kindertagen mit meinem Papa sind unvergessen und haben mich definitiv auch für diese Herausforderungen geprägt.
In der ersten Woche war mit Sr. Rose, der neuen Senior Nursing Officer (Oberschwester), ein Rundgang durch die Wards (Stationen) vereinbart, um kleinere Reparaturen zu erledigen bzw. angefallene Problemchen zu beheben.
Im Childrens Ward wurde ich gleich mit einer undichten Baby-Blutdruckmanschatte sowie einer defekten Babywaage konfrontiert, die eher einem Fleischerhaken von einer Metzgerei glich.
Ich hab mich natürlich an die Gegebenheiten vor Ort gehalten und die Waage komplett zerlegt. Mit der Tube Holzleim von Uhu war das abgebrochene Kunststoffteilchen schnell repariert und die Waage wieder einsatzbereit!
Ein wichtiger Grundsatz, den ich mir für meine Arbeit in Uganda angeeignet habe, ist: „bloß-nix-wegschmeißen“ und alles aufheben was an Material reinflattert!!!
„Sabine’s-don’t-touch-box“ mit Ersatzteilen ist bei Reparaturarbeiten oder dem Ersatz von defekten Teilen eine wahre Goldgrube 🙂
Aus zwei nagelneuen Baby-Blutdruckmannschetten ohne Manometer konnte eine als Ersatzteil mit dem alten Manometer in Buluba ersetzt und in Naggalama mit einem Ersatz-Manometer als neues Gerät an die Frühchenstation übergeben werden.
Wie vereinbart kamen Mitte der Woche 2 Techniker vom Meridian Medical Shop, um die OP-Leuchte in Buluba zu installieren und sämtliche Sauerstoffkonzentratoren zu überprüfen.
Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass Installationsarbeiten ohne entsprechende Hilfsmittel unfallfrei über die Bühne gehen.
Manchmal ist es wirklich entspannter, wenn man nicht zusehen muss, wie mit Schlappen auf einer afrikanischen Leiter herumgeturnt wird.
Nach 1,5 Tagen und kleineren Herausforderungen hat die Leuchte zur Freude aller Beteiligten in vollem Glanz gestrahlt. Mit der bisherigen Variante hätte man eher noch ein paar Kerzen aufstellen müssen, um das OP-Gebiet gut auszuleuchten.
Das Thema „gut durchlüften“ wird hier im OP wirklich sehr ernst genommen, denn bei dem sperrangelweit geöffnetem Fenster sitzen die Fliegen auf den besten Plätzen.
Zeitgleich fand der Spatenstich des Toilettenhauses statt, das vom Weißen Ballett im Landkreis Böblingen finanziert wird.
Mit Constructor John haben wir einen kompetenten ortsansässigen Fachmann engagiert, der bisher eine gute und zuverlässige Arbeit bei anderen Bauarbeiten abgeliefert hat.
Die bisherigen Varianten mussten in der Vergangenheit immer wieder versetzt werden, da bei den Fäkaliengruben die maximale Kapazität nach einer gewissen Zeit ausgereizt war.
Mit dem Neubau fallen zukünftig immer wiederkehrende Kosten weg. Das Geld kann für andere Aufgaben eingesetzt werden.
Es ist ein tolles Gefühl und sehr befriedigend, wenn man das Wachstum von geplanten Projekten hautnah mit erleben kann.
Andererseits versetzen mich die hilflosen Blicke der mittellosen Patienten am Existenzminimum in manchen Situationen in ein Wechselbad der Gefühle.
Meist sind sie nicht in der Lage ihre Behandlungskosten im Hospital zu bezahlen. Kein Geld – keine Medikamente, so einfach ist das!
Zwar sind Naggalama und Buluba „Non-Profit-Hospitäler“, trotzdem benötigen die Mitarbeiter, um die Schulgebühren der Kinder und den Lebensunterhalt zu finanzieren, ein regelmäßiges Gehalt.
Leider funktioniert der Kreislauf nicht so reibungslos, wie man sich das wünscht, da sich Gehaltszahlungen bis zu 4 Monaten verzögern können. In den aktuellen Zeiten von Covid sind zusätzlich zu diesem Dilemma auch noch die Patientenzahlen gesunken, so dass noch weniger Geld in der Kasse übrig geblieben ist. Diese permanenten Herausforderungen bereiten Sr. Mary, der Hospital Administratorin, manche schlaflose Nacht.
Dass ein 250 mg Paracetamol-Zäpfchen für 6 Cent nicht erschwinglich ist, um einem 6-jährigen Mädchen mit hohem Fieber bei Malaria eine Linderung zu verschaffen, ist für uns unvorstellbar!
Die kleine Sarah hat es leider nicht geschafft, die Malariaerkrankung war schon zu weit fortgeschritten.
Die 30 Zäpfchen „free of charge“ für die Kleinsten waren auf jeden Fall bestens angelegt.
Nachdem das Pulsoxymeter auf der Kinderstation kurzfristig das Arbeitsverhältnis gekündigt hatte, musste schnellstens ein Ersatzgerät aus dem Ärmel geschüttelt werden. Sämtliche Varianten, die wir mit anderen Geräten ausprobiert hatten, funktionierten leider nicht. Dank der privat gesammelten Spenden konnte ich im Medical Shop St. Jude ein neues ordern.
Die tolle Zusammenarbeit mit den beiden Medical Shops Meridian und St. Jude in Kampala ist fantastisch und zuverlässig!
Ganz besonders freut mich, dass unser Verein die Kosten für das Medizintechnik-Training von Batista übernommen hat. Der bisherige Elektriker konnte den immer größeren Anforderungen nicht mehr gerecht werden, um die Geräte fachgerecht und regelmäßig zu warten.
Durch die Finanzierung werden langfristig hohe Service- und Reparaturkosten eingespart und nebenbei konnten wir einem motivierten zuverlässigen Mitarbeiter eine Weiterbildung ermöglichen.
Seine Motivation war so überschwenglich, dass er mir jeden Abend einen Rapport vom Tag mit Bildern geschickt hat.
Demnächst werden wir einen Serviceplan für die verschiedenen Geräte erstellen, so dass ein regelmäßiger Gerätecheck gewährleistet ist.
Nach einer vollgepackten Woche in Buluba hieß es nun, die Taschen zu packen und für 3 Wochen Abschied nehmen, um im Naggalama Hospital nach dem Rechten zu sehen.
Irgendwie war ich schon etwas wehmütig das verschlafene Buluba zu verlassen, andererseits habe ich mich unendlich auf mein „Great Team“ in Naggalama gefreut.
Die vielen unvergesslichen Momente und Herausforderungen insbesondere im Zusammenhang mit den Containern der letzten 7 Jahre haben uns als Team zusammen geschweißt und diesen Ort zu etwas ganz besonderem für mich gemacht!!!
Sabine