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2011 Lubaga

Schwester Janet – das Bindeglied im Rubaga Hospital zum Verein

Janet ist da, wenn man Fragen hat. Janet ist da, wenn wir Probleme mit kulturellen Missverständnissen haben. Janet weiß, wann ein Zimmer für einen Famulanten frei ist. Janet ist der Mittelpunkt und die Informationszentrale im Krankenhaus. 

Schwester Janet Harbauer im Rubaga-Hospital – auch ein Lebensentwurf

Wie kommt eine Amerikanerin nach Uganda?

Der Großvater wanderte aus Worms (Rheinland-Pfalz) aus. Die Enkelin Janet kommt aus Perrysburg in Ohio. Sie besuchte dort als erstes von vier Kindern die Universität und machte 1968 ihren Bachelor als Physiotherapeutin. Danach arbeitete sie in Toledo im Krankenhaus und wurde dann Mitglied bei den Missionsärztlichen Schwestern (www.missionsaerztliche-schwestern.org). Interessant ist, dass weder ihre Eltern „überdurchschnittlich“ kirchlich orientiert waren noch eine „unglückliche Liebe“ die Ursache für Janets Entscheidung war. Es war eine Kombination vieler Erfahrungen, gepaart mit Abenteuerlust, dem Einfluss eines Pfarrers und einer wachsenden Überzeugung, dass Jesus in uns nur weiterleben kann, wenn auch wir uns Hilfsbedürftigen zur Verfügung stellen. Zu den Missionsärztlichen Schwestern kam sie ganz einfach durch ein Projekt in der Schule: Dort hatte sie die Aufgabe, über diese Organisation zu berichten. Vielleicht trugen auch die wachsenden Proteste gegen den Vietnamkrieg und eine Vorstellung, selbst zu einer verstärkten sozialen Gerechtigkeit beitragen zu wollen, dazu bei, dass sie ihre Verlobung nach langem inneren Kampf löste.

Als Schwester ging sie sofort nach Afrika. Sie erlebte während ihrer Tätigkeit, die sich natürlich weit über den erlernten Beruf hinaus erstreckte, unter Idi Amin Terror und Krieg und insbesondere die „Früchte“ des Krieges, schwerverletzte Menschen. Auch das Krankenhaus selbst wurde beschossen. Janet sieht diese Art von Leben „als komplexer als alles, was ich in den Staaten hätte tun können, an. Zudem erweitert es nicht nur meinen Horizont, sondern es ist ein Leben für meinen Glauben, der immer weiter wächst“. Dass sie dafür auf ein großes Gehalt oder Markenkleidung und Freizeit verzichtet, merkt sie gar nicht. Sie ist von ihrem Leben ausgefüllt. Da passt der Spruch: „Jeder Tag hat 24 Stunden, er kann aber unterschiedlich breit sein“.
Janet unterbrach später ihren Aufenthalt in Afrika, um an der St. Louis Universität  und anschließend an der  Loyola Universität in Chicago Theologie zu studieren und ihren Master zu machen. 
Von 1976 bis 1981 lehrte sie dann in Kenia und Uganda Religion. Anschließend arbeitete sie im Rahmen eines Gesundheitsprojekts auf dem Land an der Grenze zum Kongo. 

1992 kehrte sie nach Kampala in „das alte“ Hospital zurück. Der Krieg hatte seine Spuren hinterlassen. Sie arbeitete nun als Physiotherapeutin, als Religionslehrerin, als Organisatorin, als Übersetzerin oder als Gastgeberin für  ausländische Studenten und Praktikanten und in der Pflege. So wurde sie – und ist es bis heute – „Schaltzentrale“ und Assistentin der Geschäftsleitung (anfangs Dr. Rita Moser aus Stuttgart, heute Dr. Bosco Mutakirwa, der uns Anfang des Jahres besuchte) und unterstützte die Pflegedienstleitung. Wo ein Problem „wartet“ und keiner fühlt sich zuständig, ist Janet zur Stelle. 
Ein Leben, nicht mehr ganz so abenteuerlich wie in den ersten Berufsjahren, aber immer noch ein wenig.

Früher waren viele deutsche Helfer vor Ort, heute sind es mehr Studenten – insbesondere  angehende Hebammen aus Belgien und Medizinstudenten aus Irland. Zu allen hält Janet noch lange danach Kontakt, viele – auch aus den Kliniken Sindelfingen – unterstützen das Rubaga-Hospital auch finanziell. Janet  schaut danach, dass das Geld richtig verwendet, zum Beispiel den Kindern im Betriebskindergarten zur Verfügung gestellt wird und freut sich über alle, die dadurch die Schule und später vielleicht die Universität besuchen können. „Erziehung und Bildung, insbesondere bei einem so hohen Anteil an Waisenkindern, die zusätzlich von Verwandten ernährt und erzogen werden müssen, kann meistens ohne Unterstützung nicht geleistet werden“, so Janet. Erst vor einem Jahr hat sie auf einer Urlaubsreise in die USA kurz hier einen Zwischenstopp eingelegt und über den Zustand in unserem Partnerkrankenhaus berichtet. 

Unser Partnerverein ist der „Freundeskreis des Rubaga Hospitals“, Stuttgart.