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2021 Allgemein Ruwenzori Uganda

Sauberes Wasser für Ruboni

STAND 26.07.2021 / 04.08.2021 / 15.08.2021 / 25.08.2021 (Aktuellste Infos am Ende des Berichts)

18.07.2021
In den Bergdörfern sind es hauptsächlich – aber nicht nur – Kinder und Frauen, die teilweise in über 20 Minuten langen Fußmärschen das Wasser zum Haus tragen. Schmutziges Wasser, mit dem Kleinkinder versorgt werden, schmutziges Wasser, mit dem gekocht wird, oft nur erwärmt, mit dem Nahrung geputzt wird, mit dem gewaschen wird. Die Kindersterblichkeit ist aus diesem Grund hier überdurchschnittlich hoch.

Einige Dächer eignen sich als Sammelmöglichkeiten für Regenwasser, das in Tanks gespeichert werden könnte. Gute Wasserfilter, die bereits weltweit erprobt sind, gibt es in Kampala. Hier weitere Infos:

https://international.sawyer.com
Auf dieser Internetseite findet man auch Erfahrungsberichte.

https://international.sawyer.com/products/bucket-adapter-kits/
Produktbeschreibung

Zitat von Fabian Dold, unserem Solar-Ingenieur, der in Kampala lebt: „… Schön von dir zu hören. Den Sawyer Wasserfilter kannte ich bisher noch nicht, aber macht echt einen guten Eindruck und der Preis von 20 USD hört sich auch vernünftig an. Wir benutzen zuhause auch schon länger einen Wasserfilter ähnlicher Preisklasse und das ist wirklich super. Einfach auffüllen und fertig! Kein Kochen, kein Wasser kaufen und schleppen, keine Plastikflaschen… Hört sich für mich wirklich nach einem guten Projektvorschlag an, der einfach umzusetzen ist und große Wirkung erzielt.“

Isaac informierte uns, dass es in Ruboni 68 Häuser mit durchschnittlich 7 Familienmitgliedern, insgesamt etwa 500 Personen mit 250 Kindern unter 14 Jahren gibt. Ruboni ist eines der vier Dörfer in der Gemeinde. In Bikone auf der anderen Seite des Flusses geht es um eine vergleichbare Anzahl.

Elly wies darauf hin, dass es auch viele Häuser mit ungeeigneten Dächern gibt und er es hier für eine bessere Idee hält, von höhergelegenen Quellen Wasserleitungen zu legen. Handgemachte git es bereits einige wenige.

Dies bestätigt gerade (26.07.2021) auch Dr. Mark von Destiny Doctors. Ruboni erhält wohl viel Wasser aus Quellen und dem Mubuku-Fluss (der in den Rwenzori-Bergen entspringt), das nicht durch chemische oder biologische Schadstoffe verschmutzt ist, so dass die Rohrleitungen von der Wasserquelle zu den Aufbereitungstanks doch die beste Lösung darstellen würden. Er glaubt nicht, dass die betroffenen Dörfer Sawyer-Filter benötigen. Es gibt allerdings einige Ausnahmen, die man im Einzelfall so versorgen müsste. Dr. Mark ist der Meinung, dass ein Gemeinschaftsprojekt mit einer Gemeinschaftssammelstelle den Dorfbewohnern Verantwortung überträgt und auch in Bezug auf die Gesundheit die beste Lösung wäre. Isaak berücksichtig das bei der Konzepterstellung.

So entwickelt sich das Projekt Schritt für Schritt …

Elly und Isaak haben nun (18.07.2021) die Aufgabe, ein Konzept zu erstellen und entsprechende Angebote einzuholen.

Das Konzept liegt nun (25.07.2021) vor,
die Projektsumme liegt bei 8.939 Euro für unseren Verein
und 895 Euro für die Gemeinde (die Gemeinde übernimmt dabei die Kosten für den Bau der notwendigen Gräben, in welche die Rohrleitungen gelegt werden und Kosten für Grundstückserwerb).

4.500 Euro liegen bereits vor, das reicht noch nicht. Wir bitten um weitere zweckgebundene Spenden!

Auf unsere Nachfrage schickt Isaak, der Leiter des dortigen Vereins, diese Skizze und erklärt:

„Das Wasser wird in einem Sedimentationsbehälter gesammelt und geklärt und zum Versorgungsbehälter weitergeleitet und von dort zu den dezentralen Abholstellen der Gemeinschaft durch Rohre unter der Erde weitergeleitet. .
Durchschnittlich 600 Personen werden begünstigt plus eine Grundschule von etwa 300 Kindern.
 
Nach dem Bau wird das Wassersystem von der Gemeinde unter der Aufsicht des Gemeindewasserausschusses und des Gemeinderats betreut. Dazu gehört auch die Wartung.

Uns interessiert noch, ob das Wasser in einer Quelle oder aus dem Fluss gefasst wird und wie der Gefahr eines nochmaligen Hochwassers in Bezug auf die Leitungen und Tanks begegnet wird.

06.08.2021 Stellungnahme zum Konzept
Stefan Kluge, ehemals unter anderem in der Entwicklungshilfe tätig und seit Jahren Besitzer und Betreiber der Kluges Guest Farm (https://klugesguestfarm.com/deutsch-2/) hat uns bereits früher beim Kinderheim in Fort Portal mit einem super Konzept geholfen. Das hat er dann auch hervorragend umgesetzt. Fort Portal war aber von seinem Wohnort leicht erreichbar, Ruboni liegt wesentlich weiter entfernt, die Qualität der Straßen ist nicht vergleichbar.  Trotzdem sind wir dankbar, dass er uns zum Konzept von Isaak und Elly folgendes schreibt (aus dem englischen sinngemäß übersetzt …):

„Die Vorteile einer sauberen, schnellen und nachhaltigen Wasserversorgung sind offensichtlich. Die Gefahr bei einer extern finanzierten aber auch.

500 Dorfbewohner + 300 Schulkinder ziehen aus der Wasserversorgung einen Nutzen, und ich nehme an, dass auch Ziegen und Kühe ihren Vorteil davon haben werden, wenn das Wasser frei ist. Wenn ich unterstelle, dass 20 Liter pro Person/Tag in Zukunft verwendet werden, muss die tägliche Produktion ca. 15m3 betragen.

Technische Planung

Die technische Planung ist nicht ganz nachvollziehbar. So kann ich nicht erkennen, wie die Ablagerungszisterne konkret aussehen soll. Der Reinigungsaspekt ist von höchster Bedeutung. Außerdem muss die Kapazität den Anforderungen entsprechen. Nachhaken.

Ich schlage außerdem vor, besser zwei 5.000 Liter Zisternen statt einer 8.000 Liter Zisterne aufzustellen. So ist sichergestellt, dass während der Reinigung oder Wartung einer Zisterne immer noch sauberes Wasser zur Verfügung steht.

Außerdem bin ich aus Erfahrung kein Freund von Zisternen, die aus Ziegeln gemacht sind und mit Lehm abgedichtet werden. Sie lecken häufig. Also Plastiktanks kaufen.

Preise

Die Preise scheinen ok zu sein, wenn der Transport beinhaltet ist. Normalerweise wird der aber mit 2.500.000 UGX zusätzlich berechnet.

Bedienung

Von äußerster Wichtigkeit sind die Hahnen für die Endbenutzer. Normale Hahnen und andere Endstücke gehen in kürzester Zeit kaputt, weil Menschen sie nicht richtig bedienen können. Sie brechen, und das Wasser fließt dauerhaft aus, ohne dass sich jemand darum kümmert, weil es keine Konsequenzen nach sich zieht. Und weil keine zuständigen Behörden oder in den Behörden keine zuständigen Mitarbeiter definiert sind.  

Die Lösung sind automatische Hahnen, unter die Kanister gestellt werden. Für die Befüllung muss ein Knopf gedrückt werden, um den Hahn geöffnet zu halten. Danach schließt der Hahn automatisch. Ich habe das System in Karamoja mit großem Erfolg installiert. Die Kosten pro Hahn liegen bei ca.  80.000 Ugx (= 19 Euro).

Andere Probleme

Der Graben muss 60 cm tief sein, und das Graben muss ernsthaft beaufsichtigt werden. Unsere Leitungen im Dorf brechen immer wieder, weil bei anderen Arbeiten später die Leitungen zerstört werden, weil sie nicht tief genug liegen.

Der Vorschlag spricht von Nachhaltigkeit, aber nirgends sind die Kosten für Wasser für die Dorfbewohner aufgelistet. Deshalb ist das Projekt nicht nachhaltig, wenn bei späterer Wartung oder Reparatur kein Geld dafür vorhanden und keiner zuständig ist.

Es muss eine Vereinbarung zwischen Gemeinde und Wasserabnehmer geben. Jeder Mensch muss pro Monat z.B. 500 UGX (=0,11 Euro)zahlen. Dafür repariert die Gemeinde im Bedarf Leitungen. Dienstleistung ist nicht frei. Steuern müssen sowieso nicht bezahlt werden.

Partnerschaft Gesunde Welt muss vor der Bezuschussung auch die Gemeindeverwaltung mit einbeziehen, um doppelte Finanzierungen zu vermeiden und die Nachhaltigkeit des Projekts abzusichern. Eine Art Wasserverwaltungsausschuss muss den Vertrag unterzeichnen. Dieser muss die Policen bestimmen, organisiert die regelmäßige Wartung, sammelt das Geld für Wasser usw. Sonst beträgt die Lebenszeit des Projektes 3 Monate …..

In anderen Regionen hat sich eingebürgert, dass für jeweils kleinere Einheiten abschließbare Wasserkästen mit 1m3 gibt, die von einem Mitglied bedient werden. Kein Geld, kein Wasser.

Wir bezahlen 1.000 UGX (0,22 Euro) pro (gemessenen) m3, aber leider gibt es selten Wasser, weil Leitungen brechen und keine Reparaturen ausgeführt werden.

Vielleicht gelingt dies aber in Ruboni mit dem rührigen Verein.

7.900 Euro sind an zweckgebundenen Spenden bis heute (15.08.2021) eingegangen. HERZLICHEN DANK.

Der Vereinbarungsentwurf ging ebenfalls heute an Verein und Community raus. Der Startschuss dürfte bald fallen, wenn noch ein paar Spendengelder fließen.

25.08.2021: Isaak hat dafür gesorgt, dass ein „Wasser-Ausschuss“ gegründet wird. Er besteht aus 5 Vertretern der Dorfgemeinschaft, 1 Vertreter der Rwenzori child care Initiative, dem Vorsitzenden des Gemeinderats, einer Vertreterin der Frauen, ein Jugendvertreter, ein Vertreter des dörflichen Gesundheitsteams und ein Vertreter der Regionalverwaltung.

Über die Vereinbarung diskutieren wir im Moment ausführlich, da es doch einige Meinungsverschiedenheiten gibt. Immerhin wurde ein Meilenstein geschafft: Die Erhebung von Wassergebühren ist durch. Anders wäre eine selbständige und damit nachhaltige Versorgung auch nicht sicher gestellt.