Kategorien
2014 Naggalama Hospital Uganda

Ehepaar Erb in Naggalama

Das Ehepaar Erb arbeitet ab Mitte Februar 2014 vier Wochen in Naggalama – sie als Krankenschwester, er greift in die tiefe Kiste seiner Heimwerkerkenntnisse. Im Moment ist geplant, dass Klaus Erb die Apotheke saniert, aus zwei Fenstern eines macht und eine Medikamentenausgabe baut, eine Theke. Innen sind stabile Holzregale zu errichten. Vielleicht startet er auch bereits mit dem Bau des Schweinestalls, einem Projekt, dessen Verkauserlöse der Klinik zugute kommen könnten. Aber so langfristige Planungen sind für Uganda schon mutig. Warten wir also ab. Die „Krankenschwester Erb“ hat es da etwas einfacher – vielleicht!!

Frühmorgens um 4 Uhr wurden wir am Flughafen abgeholt u. nach Naggalama gebracht. Am ersten Tag bekamen wir eine Führung von Sr. Jane Francis über das Gelände u. erhielten neben schockierenden Bildern auch eine Menge Informationen, mit welchen Problemen sie im Krankenhaus zu kämpfen hat! Es hat uns – wie unsere Vorgängerinnen auch – sehr erschüttert, dies alles zu sehen. Dennoch sind wir beeindruckt, was Sr. Jane Frances, die das Krankenhaus seit 2 Jahren leitet, hier leistet u. aufgebaut hat.

Klaus war die ersten 2 Tage damit beschäftigt, Planungen für den Umbau der Apotheke vorzunehmen, die Kosten zu berechnen u. das Material zu besorgen. Heute konnte er mit seinem „Bautrupp“ die ersten Schritte am Umbau tun: Fenster u. Türen wurden herausgebrochen!

Ellen arbeitet die erste Woche im OP, danach auf der Allgemeinstation u. auf der Kinderstation. Gleich am ersten Tag fand ein Kaiserschnitt statt! Es war erschütternd, den Unterschied zu einer deutschen Operation zu erleben – es grenzt fast schon an ein kleines Wunder, dass Mutter u. Kind das heil überstehen! Doch die Ärzte u. Schwestern bemühen sich sehr, auch mit den eingeschränkten Möglichkeiten u. allereinfachsten Mitteln, den Menschen zu helfen.

Nach den ersten Tagen können wir als Fazit festhalten: die Not ist unbeschreiblich groß! Hilfe ist (fast) überall nötig!

Nach 1,5 Wochen haben wir uns hier in St. Naggalama schon ganz gut eingelebt u. werden von den Kindern der auf dem Gelände liegenden Internatsschule ständig mit „Hi Muzungu“ (Weißer) gegrüßt!

Die Arbeit an der Apotheke geht zügig voran; diese Woche konnten einige Fenster zugemauert u. verputzt werden, andere wurden ausgebessert u. mit Metallgittern (Diebstahlschutz!) versehen. Somit sind die Rohbauarbeiten abgeschlossen, so dass in den nächsten Tagen gestrichen werden kann.

Trotzdem treten immer wieder unvorhergesehene Schwierigkeiten auf: ein sehr heftiger Regensturm letzten Mittwoch brachte erhebliche Baumängel hervor! So sind z.B. die Dächer der meisten Gebäude undicht u. dadurch viele Decken beschädigt. Dachrinnen fehlen oder sind kaputt, so dass das Regenwasser sogar in die Behandlungsräume floss. Auch im OP mussten wir das Wasser mit einem Gummiwischer zur Tür hinausschieben!

Die dringend notwendigen Reparaturarbeiten können nicht gemacht werden, weil das Geld dafür fehlt!

Auch im medizinischen Bereich liegt vieles im Argen, weil die nötigen Mittel nicht zur Verfügung stehen. So musste z.B. letzte Woche eine 38-jährige Frau, die per Kaiserschnitt von einem (toten) Baby entbunden wurde u. dringend Bluttransfusionen benötigte, in ein anderes Krankenhaus verlegt werden, weil kein Blut vorhanden war. Unterwegs verstarb sie dann!

Das sind schockierende Zustände, die für uns als Deutsche unvorstellbar sind! Doch die Menschen hier haben sich mit diesen Dingen abgefunden („That’s life!“) – vielen von ihnen führen einen täglichen Existenzkampf! Bei unserem Rundgang durch das angrenzende Dorf waren wir erschüttert über die bittere Armut: die kinderreichen Familien (meist 4-8 Kinder) wohnen in einem winzigen Haus mit Wellblechdach u. leben buchstäblich auf dem Boden! Manche haben eine einfache Matratze auf dem Boden, die meisten schlafen auf der Erde! Gekocht wird außerhalb der Hütte auf einem offenen Feuer. Strom gibt es nicht; Wasser muss vom nächsten Brunnen in Kanistern nach Hause geschleppt werden! Die Familien betreiben „digging“ – sie bauen ihre Grundnahrungsmittel selbst an, etwas anderes gibt es nicht zu essen!

Mit diesen Bildern vor Augen fällt es uns oft schwer, den Mut nicht zu verlieren u. eine Perspektive zur nachhaltigen Hilfe zu entwickeln!

Die letzte Woche im Naggalama Hospital ist angebrochen! Nach 3 Wochen hier im Haus fühlen wir uns schon fast dazugehörig! Die Mitarbeiter kennen uns und begegnen uns nach wie vor sehr freundlich! Von der Krankenhausleitung kommt viel Wertschätzung und Dankbarkeit herüber gegenüber dem Verein u. aller Hilfe! Auch freuen sich alle sehr auf die neue Apotheke; heute wurde ein Plakat aufghängt mit der Ankündigung: „New pharmacy – soon opening“!
Die Streicharbeiten sind abgeschlossen, im Moment wird ein Internetanschluss für das Büro installiert, und Klaus ist mit dem Bau der Regale beschäftigt – was nicht immer einfach ist! Allein für das Beschaffen des Materials war er zusammen mit dem zuständigen „Hausmeister“ zwei ganze Tage unterwegs; die Schrauben mussten in der 2,5 Stunden entfernt liegenden Hauptstadt besorgt werden, wo sie von ca. 8 verschiedenen Händlern herangebracht wurden! Auf der Straße sitzend wurde dann abgezählt, gefeilscht u. verkauft! Unvorstellbar! Es ist wirklich ein Riesenproblem in Uganda, Dinge zu bekommen: entweder es gibt sie gar nicht (z.B. Kreuzschlitzschrauben) oder sie sind gerade „out of store“ (nicht vorrätig). Dann muss man es in der nächsten Stadt versuchen! So benötigt man unheimlich viel Zeit für die kleinsten Dinge!
Auch die Krankenhausarbeit kämpft mit diesem Problem: „out of store“! Dringend benötigte Arzneimittel oder medizinisches Gebrauchsmaterial kann nicht besorgt werden, weil kein Geld meht vorhanden ist oder weil es auch im Zulieferershop nicht vorrätig ist! 
Dennoch bemühen sich die Mitarbeiter hier, zu helfen, wo Hilfe nötig ist: diese Woche wurde eine hochschwangere Frau mit starken Blutungen über 3 Stunden operiert (Mutter u. Baby konnten gerettet werden), obwohl man wusste, dass diese Frau weder Geld noch Angehörige hat, die für die Behandlung aufkommen können! 
Wieder einmal bleibt das Krankenhaus auf den Kosten sitzen! Gerade für diese Notfälle u. Hilfe für die Ärmsten unter den Armen benötigen Sr. Jane Frances u. ihr Hospital unser aller Hilfe!