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2015 Allgemein Naggalama Hospital Uganda

Container Einsatz in Uganda

Unser Flug landete planmäßig trotz einiger Turbolenzen in Entebbe. Nach zügiger Abfertigung bei den Customers mussten wir doch unerwartet lange auf unsere prall gefüllten Gepäckstücke warten. Große Verwunderung wurde bei Gabi ausgelöst, dass wir ohne jegliche Gepäckkontrolle durchkamen: “Kennet se Di hier au scho?” …… 

Stürmisch wurden wir höchstpersönlich von Sr. Jane und Sr. Mary mitten in der Nacht freudig am Flughafen begrüßt. Nach Verladen des Gepäcks brauste Driver James mit uns in einer neuen Rekordzeit nach Naggalama. 

Nach einem erholsamen Regenerationswochende in unserem Stammhotel in Jinja sind wir voller Tatendrang am Montagmorgen ins Lubagahospital gefahren, um den aktuellen Stand unserer Container abzufragen. Mit Entsetzen mussten wir feststellen, dass der “Clearing Prozess” noch nicht abgeschlossen war und die Container nach über 2 Wochen immer noch unbearbeitet im Zoll steckten. Krampfhaft haben wir mit dem neuen Executiv Director Dr. Andrew und dessen Assistentin Joan überlegt, was wir tun können, um den Prozess zu beschleunigen. Nach dem Ende des Meetings wurden wir von dem Gynäkologen Dr. Paul durch die von Dr. Diefenhardt sehr gut geplante neue Maternity geführt. Wir waren sehr beeindruckt und auch Dr. Paul freut sich schon riesig auf die baldige Eröffnung und ist hoch motiviert. Besonders begeistert waren wir auch von den eingebauten Sauerstoffwandanschlüssen, was langfristig sicher die “running costs” reduzieren wird und eine große Erleichterung im Klinikalltag ist. Super vorgeplant!!! Wir hoffen, dass die finalen Elektroarbeiten ein gutes und sicheres Ende nehmen werden, da die Installierung sehr kreativ war und nicht wirklich dem Sicherheitsstandard entsprach. 

Am folgenden Tag waren wir schon sehr gespannt auf die Gesichter der Kids in der neu eingerichteten Nursery School in Naggalama, bei der Übergabe unserer Mitbringsel wie Fußbälle, Hüpfpferd, Buntstifte, Duplosteine, …. Unser Rodi/Hüpfpferd war der absolute Renner des Tages. Das Organisieren der kompletten Einrichtung mit Spielplatz, Babyzimmer, einem neuen Toilettengebäude und vor allem die leuchtenden Kinderaugen, bestätigen wieder einmal unseren Einsatz! Für das Hospital bedeutet dies eine zusätzliche und wichtige Einnahmequelle! 

Bei der offiziellen Übergabe der gespendeten medizinischen Artikel an Dr. Andrew und die stellvertretende Hospitalleitung Sr. Mary war die Freude groß. Völlig aus dem Häuschen und begeistert waren die Jungs vom Workshop von ihrer neuen Dienstkleidung, welche auch gleich zum Einsatz kam!!! Unbelievable!!! Bei einem unserer Rundgänge über die Stationen, hat das Prinzip “Vormachen / Nachmachen”, z.B. Wärmelampe, sehr gut funktioniert! SUPER, weiter so!!! Es hat uns sehr gefreut zu sehen, dass das gesammelte und bisher geschickte Equipment im Einsatz ist und hier noch wertvolle Dienste leistet. 

Sehr interessant war der Besuch im St. Charles Hospital in Buikwe, welches von unserem Partnerverein Kinderhilfe grenzenlos e.V. aus Fulda seit Anfang des Jahres aktiv unterstützt wird. Nach vorheriger Absprache mit deren Vorstand haben wir das Hospital besucht, um vor Ort zu klären welche Dinge noch benötigt und angeschafft werden müssen. Wir waren sehr beeindruckt von dem gut organisierten Hospital, welches von einer slowakischen Nonne seit 5 Jahren erfolgreich geführt wird.

Nur der langwierige “Clearing Prozess” der Container treibt uns fast in den Wahnsinn!!! Täglich hoffen wir auf eine positive Nachricht aus Kampala!!! Trotz des Dilemmas sind wir weiterhin guter Dinge und haben in der ersten Woche viele organisatorische Dinge erledigt, die uns auf Trapp gehalten und viele Nerven und “Airtime” gekostet haben. Unter anderem haben wir per WhatsApp dringend benötigtes Material in Deutschland geordert, welches Ende Oktober eingeflogen wird. Organisation ist einfach alles!!! Die zeitaufwendigen Internetrecherchen von dringend benötigten Gerätschaften für das Hospital, brachten den Laptop von Miko buchstäblich zum glühen!!!! KEEP COOL!!!!!!! 

Nach wie vor setzen wir alles daran, die beiden Container aus den Klauen des Zolls zu reißen, was uns nach wie vor unheimlich viel Zeit, Sprit, Energie und Nerven kostet und uns von anderen notwendigen Arbeiten abhält. Täglich wird unsere Motivation durch neue Hiobsbotschaften niedergeschmettert! Unsere Nerven liegen blank!!! 

Trotz der widrigen Umstände haben wir auch sehr schöne und beeindruckende Momente während unseres Einsatzes erlebt. Wie beim letzten Mal konnten wir mit Tedy, der Palliativ Care Schwester, einen Tag in den Communities die Patienten besuchen. Mit dem neugesponserten Dienstwagen war die Anfahrt auf dem teilweise unwegsamen Gelände ein wahres Abenteuer. Die einspurigen “Off-Road-Straßen” haben Sula herausgefordert, als er einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen wollte. Rums …… der Straßengraben kam, sah und siegte!!! Beim Bergen des Fahrzeugs hat die Verkleidung der Kotflügel nachgegeben und sichtlich gelitten! So wurde aus dem neuen ein ziemlich gebrauchter Dienstwagen. Immerhin haben wir in 7 Stunden 6 Patienten besucht, die großflächig im Busch ihren “Wohnsitz” haben. Diese Lebensumstände haben uns wieder einmal zum Nachdenken angeregt! Es ist faszinierend, wie die Menschen mit einfachsten Mitteln ihr Leben bewältigen und dabei glücklich und zufrieden sind!!! Begeistert hat uns die engagierte und fachlich gute Arbeit von Tedy beim Erstellen von Patientenanamnesen über Verteilung von Pflegehilfsmitteln bis hin zur Dosierung einzelner Medikamente. Das Palliative Care Team ist prima organisiert und leistet einen wirklich guten Job! Weiter so! 

Das Installieren von Computern in der OPD (Ambulanz) zur Patientendokumentation trägt sichtlich zur Motivation der Mitarbeiter bei, was den unübersichtlichen Papierkrieg zukünftig wesentlich vereinfachen wird. Nach der Aufklärung über die Pflege und Erhaltung der einzelnen Gerätschaften war es schön zu sehen, wie die Kolleginnen die Informationen im Laufe unseres Aufenthaltes verinnerlicht haben. 

Zwischenzeitlich sind Jana und Uwe mit gefüllten Koffern in Uganda angekommen und haben unsere bestellten Artikel mitgebracht. Super, vielen Dank! Nach 2 Tagen der Akklimatisierung haben sie uns für einen Tag in Naggalama besucht, was uns sehr gefreut hat. Das handwerkliche “Know-How” von Uwe hat uns, nach einem ausgiebigen Rundgang über das Hospitalgelände, sehr geholfen. Die im letzten Container geschickte Waschmaschine und die Heißmangel konnten durch seine Hilfe nun endlich zum Laufen gebracht werden! Wie so oft, waren es wieder nur Kleinigkeiten, die behoben werden mussten. 

Mentaler Horrortrip – Verzweiflung pur!!!!!!! 

Bei einer traumhaft schönen Safari über das Wochenende haben wir versucht, die Frustration der letzten beiden Wochen auszublenden!!! Mit Power und voller Motivation sind wir in die neue Woche gestartet. Endlich haben wir aus Kampala die Info bekommen, das wir mit Manpower anrücken sollen, um die Geräte zu gravieren, bevor wir sie mitnehmen können. Voll Enthusiasmus sind wir mit 5 Mann in einheitlicher Teamkleidung, welche sehr zur Motivation beigetragen hat, zum Containerpark nach Kampala gefahren. In diesem Zusammenhang noch ein herzliches Dankeschön an die Realschule Calw für die gespendeten Polos. Wieder einmal hat uns der “Clearing Agent” für 3 Stunden versetzt. Diese ewige Warterei treibt uns wirklich in den Wahnsinn! Nach langer Diskussion und deutscher Cleverness konnten wir die wichtigen Dokumente nach langem hin und her in unseren Händen halten. Dr. Andrew und Miko wurden den ganzen Tag von einem Office zum Nächsten geschickt, um dem jeweils zuständigen Customer jedesmal die gleiche Story runterzubeten. Parallel hat Gabi ebenso Schwerstarbeit geleistet, indem sie unsere “Boys” bei Laune gehalten und mit Essen und Getränken versorgt hat. Am Ende des Tages hatten wir die Info, dass wir am folgenden Tag nur noch zum Customer der URA (die letzte Instanz des Governments) müssen, um die entscheidende Unterschrift zu erhalten. Völlig erschöpft haben wir den Heimweg nach Naggalama angetreten.

Neu motiviert sind wir am nächsten Morgen um 6.30 Uhr wieder nach Kampala gedüst, um pünktlich um 8 Uhr vor Ort zu sein, mit der Hoffnung, die Container heute auf die Reise nach Naggalama bzw. Lubaga zu schicken. Nach 3-stündiger Wartezeit bekamen wir unsere Container erstmalig zu Gesicht, da der Customer einen kurzen Blick in diese “werfen” wollte. Wir haben ernsthaft geglaubt, alles nimmt ein gutes Ende! Ätsch – Was wir nicht bedacht haben, dass uns die afrikanische Bürokratie und “Schmiergeldtaktik” doch noch einholen würde! Bei der URA wurden wir ernsthaft danach gefragt, ob wir bereit wären “fuel” (Sprit = Schmiergeld) zu bezahlen, um den Prozess zu beschleunigen (speed up). Nach eingehender Diskussion mit dem Customer bezüglich der angeblich zu wenig bezahlten Tax hat uns dieser signalisiert, dass die Bearbeitung nun doch länger dauern würde. Wir bekamen allerdings die Auflage, das Inventar am Tag darauf zum Gravieren komplett auszuladen. Was somit bedeutete: Die Container komplett auszuladen und zum 2. Mal wieder zu packen, was für uns unvorstellbar war!!! Den Zustand unserer Gefühlswelt können wir wirklich nicht in Worte fassen, wir waren den Tränen nahe im Bewusstsein, dass uns die Zeit allmählich davon läuft!!! Zu allem Übel kommen noch die äußeren Bedingungen wie Hitze, Schwüle und Regen dazu. Völlig fassungslos über die Ereignisse haben wir zum wiederholten Male erfolglos und völlig erschöpft den Heimweg angetreten!!! 

Nach dem Motto “Never-Give-Up”, mit dem besten Team von Naggalama, machten wir uns wieder in aller “Herrgottsfrüh” (5.30 Uhr) auf den Weg nach Kampala. Zu dem riesen Zeitaufwand kommen auch noch schwindelerregende Spritkosten dazu. Die finanzielle Lage des Hospitals ist so angespannt, dass es die Kosten hierfür nicht tragen kann. Die afrikanische Pünktlichkeit ist definitiv nicht mit der Deutschen gleichzusetzen!! ENDLICH – wir dürfen die Continer öffnen!!!! In Windeseile haben die “Boys” des Containerparks den Naggalamacontainer ausgeräumt, was für uns eine erneute Herausforderung bedeutet. Um das völlige Chaos zu vermeiden, haben wir kurzerhand die Organisation übernommen, im Bewußtsein des Wiederbeladens. Glücklich und zufrieden über die körperlich geleistete Arbeit, haben wir, dreckig von Kopf bis Fuß und mit durchgeschwitzte Klamotten den Heimweg angetreten. Ein kleiner Funke Hoffnung ist aufgekeimt!!! 

Zu allem Überfluss haben wir seit über 1 Woche keinen Strom in Naggalama, was auch bedeutet, dass die Toilettenspülung sowie die Dusche und der Wasserhahn nicht funktioniert. Gelegentlich können wir aber wenigstens für 20-30 Minuten unsere elektrischen Gerätschaften laden. Ein mobiler Charger ist hier wirklich unbezahlbar!!!! Ebenso spielt uns das instabile Internet einen Streich, deshalb können wir auch die geplanten Newsletter nicht verschicken. Das Hochladen des Emailaccounts dauert teilweise bis zu einer Stunde. Der krönende Abschluss war heute noch ein Wasserschaden in unserem Bad, wo wir versucht haben selbst Hand anzulegen. Leider erfolglos!!! Wieder einmal hat uns der Kabelbinder beim Abklemmen der Leitung aus der Patsche geholfen! 

Afrika live!!! Never-Give-Up! 

Mit dem Slogan “Never-Give-Up” starten wir in unsere letzte Woche und hoffen, dass wir unsere Container endlich aus dem Containerpark bekommen und ausladen dürfen. Wieder bringt der “Clearing Agent” nichts zu Wege und ein weiterer Tag ist verstrichen. Worauf wir uns entschieden haben, am Dienstag die Sache völlig selbst in die Hand zu nehmen. Mit Ausdauer und unbändigem Willen haben wir es geschafft, dass die Container um 18 Uhr das Gate bei der URA passieren. Wir konnten es kaum fassen und waren den Tränen nah! In einer Nacht- und Nebelaktion haben wir bei Scheinwerferlicht die Container entladen. Das Engagement unseres Teams war sensationell und die Freude riesengroß! 

Leider hat sich der Inspektor erst für Donnerstag angemeldet, was bedeutet, dass wir wieder nicht loslegen konnten. 

Aus Platzmangel haben wir das Material für das St. Francis Hospital in Nkokonjeru aufgeladen und dorthin transportiert. Trotz einfachster Bedingungen waren wir sehr beeindruckt von der Kreativität, der Sauberkeit und dem gut organisierten Ablauf sowie von dem engagiertem Personal! Die Freude über das tolle Material, welches vom Verein Kinderhilfe grenzenlos e.V. in Fulda und uns organisiert wurde, war unbeschreiblich und hat uns wieder unvergessliche Momente beschert. 

Allmählich läuft uns die Zeit davon!!! Dank Marianne Noe (OP-Leitung aus Calw) war es möglich, dass Miko ihren Flug umbuchen konnte, um noch ein paar Tage dranzuhängen. Mit der Motivation, alles doch noch zu einem guten Ende zu bringen, waren wir schon sehr gespannt auf den Donnerstag. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an Marianne und alle Kollegen!!! Ihr seid SUPER!!! 

Kaum war der Flug umgebucht kam die nächste Hiobsbotschaft aus Lubaga! Der Inspector kommt nicht am Donnerstag, sondern erst am folgenden Montag nach Naggalama, da er den ganzen Tag für das Equipment vom Lubagahospital benötigt hat. Nächster Termin erst am Montag! Wieder waren 3 geplante Arbeitstage im Eimer und wir der Ohnmacht nahe! Es ist wirklich zum Haare raufen!!! 

Zwischenzeitlich rückt die Abreise von Gabi immer näher und es wird Zeit zum Abschied nehmen. Offiziell wurden wir im Finance-Meeting vom Chairman Mr. Male (Vorstand) und der Hospitaladministratorin Sr. Jane Frances mit persönlichen Geschenken verbschiedet. Die Dankbarkeit für die geleistete Arbeit (komplette Organisation in Calw und in Uganda), ist Balsam auf unseren Seelen nach der Achterbahnfahrt der letzten 4 Wochen. Nach einem leckeren Abendessen im Convent bei den Sisters haben wir (Sr. Jane Frances, Sr. Mary & Miko) Gabi um Mitternacht zum Airport nach Entebbe begleitet und verabschiedet. Danke, dass Du dabei warst!!! 

Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, bin ich am Samstag nach Lubaga gefahren, um den Laparoskopie-Tower für die zukünftig geplanten Gallen-OP’s zu installieren. Wie so oft, war wieder viel körperlicher Einsatz und vor allem Zeit notwendig, um die beiden Kartons (Lichtquelle und Kamera) aus dem zugestapelten Container zu fischen. Gemeinsam mit dem Hospitaltechniker konnten wir den Tower erfolgreich in Betrieb nehmen und das OP-Personal entsprechend in die Handhabung einweisen. Da die OP-Leiterin Schwester Margret für 2 Jahre in Böblingen/ Sindelfingen zur Hospitation eingesetzt war und diesbezüglich schon Erfahrung in diesem Bereich sammeln konnte, dürfte die Umsetzung keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten. Viel Erfolg und gutes Gelingen! 

Bei der Gelegenheit konnte ich die gesponserten Implantate der Firma Königsee aus Thüringen offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Herzlichen Dank für das Engagement und die tolle Unterstützung! 

Zwischenzeitlich ist die 5. Woche angebrochen und wir (alle Mitarbeiter in Naggalama) warten immer noch auf den Inspektor der NDA. Währenddessen konnte ich noch ein paar Kleinigkeiten auf den Stationen erledigen bzw. reparieren, die noch “liegengeblieben” waren.

Kurzfristig (welch Überraschung!) hat der Inspektor erneut den Termin um einen weiteren Tag nach hinten verschoben. Diese Machtlosigkeit ist kaum mehr zu ertragen und wirft mich buchstäblich aus der Bahn. Sr. Mary kommt kaum noch hinterher um mich wieder aufzurichten! Die Niedergeschlagenheit ist kaum mehr zu verbergen. Das Mitgefühl und Verständnis aller Mitarbeiter ist deutlich spürbar und bestärkt mich weiter, nicht aufzugeben. Diese Umstände schweißen uns in Naggalama noch mehr zusammen, denn wir sind ein einzigartiges Team!

In den letzten beiden Tagen werde ich nochmal alle Kräfte mobilisieren, damit ich noch die notwendige Unterstützung bzw. Hilfestellung geben kann. 

Mwelaba 

Gabi & Miko 

Schlussbericht und Bilder folgen (soviel sei verraten: es hat noch geklappt. Wen wunderts bei Sabine …..