Ein Auszug aus dem aktuellen newsletter der SEZ (Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden Württemberg)
… Das Jahr 2022 war noch jung, als wir uns mit nun zwei Jahren Pandemie im Rücken zutiefst erschüttert angesichts der Nachrichten aus der Ukraine fühlten. Nahezu täglich erreichen uns neue Informationen und Bilder von diesem Krieg in Europa, die uns absolut fassungslos machen: In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Leider zeigen uns die aktuellen Geschehnisse auch, dass nicht alles menschliche Leid gleich viel Aufmerksamkeit und Empathie erfährt: Impfstoffe sind weiterhin vornehmlich für die reichsten Länder der Erde zugänglich und an den Grenzen Europas treffen nicht-weiße Geflüchtete sehr viel weniger auf offene Türen als weiße Menschen.
Der Krieg in der Ukraine ist für uns eine „näherliegendere“ und „lautere“ humanitäre Katastrophe. Andere Notlagen weltweit und wie diese mit unserem Handeln in Verbindung stehen, werden hier leise oder gar nicht erzählt. So zum Beispiel die Auswirkungen der Pandemie und des Krieges in der Ukraine auf die Versorgung mit Nahrungsmitteln im Globalen Süden.
Es geht nicht darum, unterschiedliche Krisen zu vergleichen oder zu relativieren – sondern es soll deutlich werden, dass unser „westlicher“ Blick oft eine Doppelmoral besitzt und dabei vorgibt, objektiv zu sein. Wenn „westliche“ Berichterstatter davon sprechen, dass es sich bei der Ukraine um einen „zivilisierten“ Ort handele, führen sie dabei eine Erzählung aus der Kolonialzeit fort, welche die Welt in zivilisierte und unzivilisierte Orte aufteilte und welche Menschen heute immer noch in unterschiedliche Klassen einteilt.
Die Würde des Menschen ist unantastbar und das muss für alle Menschen gelten. Für diejenigen, die tagtäglich auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ihr Leben lassen, und für die ca. 800 Millionen Menschen, die täglich weltweit hungern. Wir sind im Angesicht dieser Krisen nicht machtlos, sondern können etwas verändern, indem wir diesen Ungerechtigkeiten entschlossen entgegentreten, Stereotype zerreißen und uns Tag für Tag für den Abbau globaler Ungleichheiten einsetzen. Lassen Sie uns damit hier bei uns in Baden-Württemberg beginnen. Das tun Sie, die Engagierten der Zivilgesellschaft und Ehrenamtlichen, die Bildungsarbeit machen und sich in Partnerschaften engagieren. Und diejenigen von Ihnen, die gerade damit anfangen, ihre globale Eingebundenheit zu spüren und herausfinden, wie sie für globale Gerechtigkeit eintreten können …
Philipp Keil und das Team der SEZ