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2021 Naggalama Hospital Uganda

Famulatur im St. Francis Naggalama Hospital

September 2021: Corinna und Jana in Uganda!
(Bild links: Jana Zierler, Mitte: Corinna Quendt)

Die Pandemie hat bestimmt einige Träume von Reisen in die Ferne platzen lassen, so auch zunächst Corinnas Traum von einer Famulatur in Uganda im Sommer 2020. Doch so schnell bringt man Corinna nicht von ihren Vorhaben ab! Sie hat erneut alles geplant und organisiert und bis zuletzt gezittert, ob wirklich alles funktioniert! Ich hatte das große Glück, mich einfach nur ihr anschließen zu können und mich sozusagen ins „gemachte Bett“ zu setzen.
Schon lange habe ich davon geträumt einmal Medizin in Ländern zu erleben, in denen es keine Maximalversorgung wie in Deutschland gibt. Aber ganz alleine nach Uganda, das hätte ich mich als bekanntes „Milky Toast“ (engl. für „Angsthase“) wohl nicht getraut.
Glücklicherweise sind die Corona- Zahlen, nach einer schweren Welle in Uganda im Juni, im August wieder stark gesunken, und wir konnten unsere Reise tatsächlich antreten! Geglaubt haben wir es allerdings erst, als wir dann in Entebbe gelandet waren.

In Naggalama angekommen sind wir sehr herzlich begrüßt worden! Generell waren wir die ganzen vier Wochen immer wieder überrascht und gerührt von der großen Gastfreundschaft, die uns dort entgegengebracht wurde. Sister Jane Frances und all die anderen Nonnen sowie die Krankenhausmitarbeiter haben tolle Arbeit geleistet, um uns den Aufenthalt im St. Francis Naggalama Hospital so angenehm wie möglich zu machen.


Aufgrund der Pandemie ist die Bevölkerung Ugandas noch ärmer geworden, sodass viele sich eine Behandlung in einem privaten Krankenhaus leider nicht mehr leisten können. Und auch aus Angst vor dem Virus sind viele Patienten dem Krankenhaus ferngeblieben. Der Betrieb, den wir erlebt haben, war also deutlich reduziert im Vergleich zu dem Hochbetrieb, der vor der Pandemie geherrscht haben muss. Unsere Vormittage haben wir immer dort verbracht, wo es etwas zu tun oder zu sehen gab. Zu Beginn waren wir viel in der „Maternity“ (Mutterstation), haben bei der Visite geholfen und sogar Berichte schreiben dürfen. Dr. Benon war ein toller Lehrer, hat uns viel ausgefragt und mit uns diskutiert. Wenn wir Leerlauf hatten, hat er sich aber auch gerne stundenlang Erzählungen davon angehört, wie anders es in Deutschland ist. Er war sehr fasziniert davon, dass es bei uns Minusgrade im Winder gibt oder dass deutsche Frauen sich tatsächlich selbst mehrmals die Woche die Haare waschen!


Kinder werden in Afrika auch trotz Pandemie geboren, und wir haben einige Geburten gesehen und sogar assistiert. Auch Kaiserschnitte sind an der Tagesordnung, und wir haben versucht bei so vielen wie möglich dabei zu sein.

In der zweiten Hälfte unserer Famulatur haben wir morgens die Visite im „General Ward“ mit Dr. Frank gemacht. Von ihm und seinem Wissen waren wir sehr beeindruckt! Wie viele Ärzte in Uganda hat er (noch) keine Spezialisierung, sondern arbeitet als „General Doctor“ und behandelt Patienten sämtlicher Fachrichtungen von Innerer Medizin über Neurologie, Gynäkologie und Urologie bis hin zur Chirurgie! Wir haben sehr viel gelernt und oft auch überlegt, wie die Behandlung für den Patienten wohl in Deutschland aussehen würde.
Ein wesentlicher Faktor in der Diagnostik und Therapie ist das Geld der Patienten und ihrer Familien. So werden bildgebende Verfahren, wie Röntgen und Ultraschall deutlich seltener veranlasst als in Deutschland. Über ein Computertomografie-Gerät verfügt das St. Francis Naggalama Hospital leider noch nicht, sodass Patienten hierfür nach Kampala verlegt werden müssen und dafür häufig das Geld nicht ausreicht. Es werden also viele Diagnosen klinisch gestellt, der Blick muss geschärft sein und die körperliche Untersuchung muss besonders sorgfältig durchgeführt werden.
In langen Gesprächen mit den Angehörigen hat Dr. Frank mit den Betroffenen die finanzielle Lage erörtert und versucht, die beste aber ebenfalls günstigste Behandlung zu suchen. Eine Situation, die wir so in Deutschland nicht kennen…

Nach der Visite, die durchaus auch mal mehrere Stunden gedauert hat, war für uns meist nicht mehr allzu viel zu tun.
Einige Male waren wir noch im OPD („Out Patient Department“), der Ambulanz des Krankenhauses. Hier gibt es an den unterschiedlichen Wochentagen unterschiedliche Sprechstunden von Fachärzten. Wir waren öfters bei dem Internisten, seine Sprechstunde hat sehr an die Sprechstunden unserer Hausärzte erinnert. Es gibt erstaunlicherweise auch
hier viele Patienten mit Bluthochdruck oder Diabetes, die regelmäßig zur Kontrolle kommen.

Die Nachmittage haben wir dann auf der schönen Terrasse des Gästehauses verbracht oder kleinere Ausflüge unternommen, wenn im Krankenhaus nichts mehr los war.
An den Wochenenden haben wir unseren Radius vergrößert, einmal waren wir in Jinja an der Quelle des Weißen Nil. An zwei Samstagen waren wir in Kampala, der chaotischsten und verkehrsreichsten Stadt, die wir je gesehen haben!
Durch die vielen neuen Eindrücke und Erfahrungen sind unsere vier Wochen Famulatur geradezu verflogen und die Zeit war viel zu schnell vorbei. In der letzten Woche haben wir als kleines Dankeschön für alle Mitarbeiter Hefezopf gebacken. Außerdem haben wir ein paar Ärzte und Pfleger, mit denen wir am meisten zu tun hatten zum Essen in unser Gästehaus eingeladen und Spaghetti mit Tomatensoße gekocht.
Sister Jane hat am letzten Abend noch ein Überraschungs- Abendessen für uns organisiert, wir waren sehr gerührt!

Die vielen schönen und lustigen Momente und die herzlichen, immer hilfsbereiten Kollegen (oder besser gesagt Freunde) nehmen wir in unserem Herzen mit zurück nach Deutschland und werden sie so schnell nicht vergessen. Schlussendlich hat uns die Zeit in Naggalama in jeder Hinsicht gefallen und bereichert, wir sind dankbar für alle Erfahrungen und Erlebnisse und hoffen, dass unsere Lebenswege uns in naher Zukunft wieder dorthin führen!

Zuletzt möchten wir allen danken, die es uns trotz der Pandemie ermöglich haben nach Naggalama zu kommen und diese einzigartigen Erfahrungen zu machen! Zuallererst Sister Jane, ohne deren Erlaubnis und Hilfe unsere Reise nicht möglich gewesen wäre! Dann dem ganzen Personal und den Ärzten, die uns so herzlich aufgenommen und uns so viel erklärt haben. Aber auch dem Verein und besonders Sabine für die Unterstützung bei der Vorbereitung und die guten Tipps!
Webale!