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2023 Allgemein Lubaga Uganda

Vortrag von Krankenhausdirektor a.D. Eberhard Werz, Sindelfingen, 1991

Das Bild zeigt Eberhard Werz bei einem Vortrag auf unser Jubiläumsfeier „25 Jahre Partnerschaft Krankenhaus Sindelfingen – Lubaga Horspital“

Bei meiner Recherche im Archiv des Krankenhauses stieß ich auf einen alten, vielleicht den ersten, Vortrag von Herrn Werz. Er berichtet zu Beginn der zukünftigen Krankenhaus-Partnerschaft zwischen dem damaligen Krankenhaus Sindelfingen und dem damals Rubaga Hospital genannten Krankenhaus. Herr Werz wurde damals und für viele Folgejahre zum Motor der Partnerschaft. Der Vortrag ist sehr interessant, insbesondere im Vergleich zur heutigen Situation. Im letzten Monat wurde Eberhard Werz mit der Ehrennadel des Landes Baden Württemberg für sein vielfältiges Engagement in diversen Projekten ausgezeichnet.

Vortrag

Entwicklung Rubaga Hospital, Kampala
Gegründet   1899 von Weisen Schwestern
Übergeben   1974 an Bannabikira Sisters of Bwanda
Das Haus hat 240 Betten + 90 Notbetten
Trägerschaft: Erzdiözese Kampala.
Verwaltungsorgan: Board of Governors (Vorstand)
Chairman (Vorsitzender): Prof. F.X.Mmiro
Krankenhausleitung: Ärztl. Direktorin: Dr. Rita Moser  
Oberschwester): Sr. Christa Werner  / Sr. Anne Petronella
Verwaltungsleiterin: Elisabeth Weigand          

Erträge 1990UGX
Pflegesätze                239.151.80460.000
Spenden 85.330
Schulgeld 1.451.780
Sonstiges 1.083.401
Insgesamt241.772.315
Aufwendungen 1990
Lohnkosten                 58.390.268
Sachkosten160.979.207
Kapitalkosten22.360.850
Insgesamt241.730.325
MitarbeiterStellen 1990Stellen 1996
Ärzte2327
Pflegedienst142167
Kirchl. Dienst/Seelsorge016
Med.techn.Dienst (Labor/Rad/Apotheke/Anästehsie!!/
Phys.Th.)
2644
Funktionsdienst3421
Wirtschaft-/Versorgung(Küche
/Näherei/Wäscherei/Reinigung/
10744
Verwaltung2130
Sonderdienste (Gärtnerei/Werkstatt)1128
Schwesternschülerinnen5555
Hebammenschülerinnen4534
OP-Schüler07
Labor-Azubi1111
Erzieherinnen Kindergarten für Mitarbeiter
für Kinder
3
70
3
70
DisziplinenBetten+ NotbettenPatientenBelegung
Innere Medizin3520168%
Chirurgie3520152%
Kinder5020153%
Gebhilfe/Gyn10220112%
Pflegeabt.18101127%
Gesamt2409019.819134%
Die hohe Belegung führt dazu. dass überall, auch auf den Fluren, belegte Betten standen.

Es gibt folgende Einrichtungen und Ausbildungsstätten:
Krankenpflegeschule, Hebammenschule, Labor (MTA) – (Schulgeld jeweils 1. Jahr 20 000 UGX, 2. Jahr 10.000 UGX ), Weiterbildungsstätte für den OP – Pflegedienst, Weiterbildungsstätte für den Anästhesie – Pflegedienst

Community Based Health Care Projekt Kibri
Familienpflegekurse und Betreuung von Familienpflege
Natural Family Planing Clinic
AIDS – Patient CareWeitere ambulante Betreuungs-Einrichtungen

Das Rubaga Hospital hat in Deutschland einen Freundes- und Förderverein: Gemeinütziger Förderverein Dritte Welt e.V. Stuttgart

Erster Besuch in Uganda
1990 waren unser Kardiologe, Herr Dr. Bayer, unsere Oberin i.R., Sr. Gretl und ich in Uganda.
Wir kamen am Samstag den 17.03.1990 nachmittags in Entebbe an, wurden von Frau Dr. Moser am Flughafen abgeholt, und sofort vereinnahmt.
Nach der Fahrt vom Flughafen zum Hospital und einer Tasse Kaffee, wohlgemerkt nach 17 Stunden Reisezeit, gings gleich ins Krankenhaus und wir mußten uns alles von oben bis unten ansehen.

Am Sonntagvormittag nach Kirchgang und Kaffee ging es weiter bis zum Freitagvormittag. Besichtigung von

Krankenhaus
OP
Zentralsterilisation
Ambulanz  – Menschenmassen*
Röntgen
Labor
Stromversorgung
Wasserversorgung
Personalgebäude
Dienstagmittag : Gesundheitsminister
Donnerstagvormittag: Universitätsklink – Mulago-Hospital
und und.

Am Freitagnachmittag ein kurzer Besuch der Hauptstadt Kampala. Am Samstagvormittag ein Meeting mit Diskussion über das Erlebte. Am Samstagnachmittag Abflug in die Heimat.

Das war mein erster und bis jetzt einziger Besuch im Rubaga- Hospital und in Uganda.

WAS FANDEN WIR VOR ?

Zunächst ein von Bürgerkriegen gebeutelter Staat. Die Spuren waren überall noch sichtbar. Aber überall ist auch der hohe Entwicklungsstand und der Reichtum der Bürger, vor allem der vertriebenen asiatischen Bevölkerung, vor dem Bürgerkrieg zu erkennen. Uganda wurde ja einmal die Perle Afrikas genannt.

Am ersten Nachmittag wurde uns ein äußerlich ansehliches Krankenhaus gezeigt.

Das Rubaga Hospital ist eines der ältesten im Lande und wurde, wie bereits vorher gezeigt, 1899 von Weisen Schwestern gegründet. Es ist auch eines der wichtigsten Krankenhäuser der Katholischen Kirche in Uganda.

Wie bereits vorher gesagt wird es heute von einem einheimischen Orden, den Bannabikiri Sisters, eigentlich ein Schulschwestern-Orden, betreut.

Es versorgt mit seinen ambulanten Einrichtungen eine riesige Region in und um Kampala. Für mich war beeindruckend, daß der Bürgerkrieg um das Krankenhaus, wegen seiner strategischen Lage oberhalb Kampala, tobte, es selbst aber doch im großen und ganzen, wenn man von einzelnen Einschüssen absieht, verschont blieb.

Das Krankenhaus liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Kathedrale von Kampala. Es war also fast selbstverständlich, daß wir vom Erzbischof empfangen wurden.

In Kampala gibt es noch 3 weitere Krankenhäuser, das Mulaga-Hospital, das gleichzeitig die Universitätsklinik ist und mit einer Partnerschaft mit der Uni-Klinik Ulm liebäugelt, und 2 weitere kirchliche Krankenhäuser. Ein Moslemisches Krankenhaus soll noch gebaut werden?.

Das Krankenhaus verfügt über, wie wir sagen würden, 240 Planbetten. Es ist jedoch ständig mit 350 und mehr Patienten belegt. Alle Zimmer sind bis an den Rand mit Patienten belegt. In den Fluren und Raumnischen sind überall Betten aufgestellt. Aber nicht genug. Da die Angehörigen die Grundpflege wie z.B. – waschen und verpflegen, – zum teil auch Verbandwechsel, übernehmen müssen, liegen neben oder unter den Betten mindestens ein Familienmitglied. Gekocht wird von den Anghörigen im Park des Krankenhauses,
– teils in oder auf einer offiziellen Kochstelle,
– teils mit den bekannten und gefährliche Kerosinkochern.

In der Chirurgie fallen die vielen Verbrennungen, insbesondere bei den Kindern, auf.
Die Geburtshilfe ist geprazelt voll mit Gebärenden, die aber alle nur zwei bis drei Tage bleiben. Für uns unvollstellbar: 5.000 Geburten im Jahr (wir sind stolz mit unseren 1000 Geburten).

Frau Minister Schäfer hat sich im Rahmen der Stufe III des Krankenhaus-Bedarfsplanes Neonatale Zentren aufs Banner geschrieben. Mich überrascht, mit welchen einfachen Mittel dort eine Frühgeborenen-Station erfolgreich betrieben wird.

In der Inneren Abteilung finden sie fast keinen Herzinfarkt. Im Vordergrund stehen Malaria, Hirnhautentzündungen und Tollwut, Tetanus und Tuberkulose.

Ganz schlimm und ein medizinisches Problem ist die AIDS-Epedemie.

Genaue Zahlen sind nicht bekannt und werden zum Teil auch bewußt oder gewollt nicht erhoben oder festgestellt. Die AIDS oder HIV Patienten werden nicht isoliert, sondern auf den auf den Stationen neben den anderen Patienten behandelt. Zum Teil weiß man es auch nicht sofort exakt, da Testmaterial fehlt. Im Mulago Hospital sagte der uns führende deutsche Arzt, dass in dem Saal, in dem wir uns befinden, von den ca.40 Patienten 80 % an AIDS erkrankt sind und sich im Endstadium befinden. Glauben sie mir, Sie suchen, allerdings vergebens, nach einem Handwaschbecken.

Bewundert habe ich die „Mobile clinic“ des Rubaga Hospitals, mit dem ein großes ambulantes AIDS Behandlungsprogramm (bis in die Familien hinein) durchgeführt wird.

Jeden Tag spannend war die Ambulanz.
Ein riesiger überdachter Freiplatz, in dem täglich 600 – 800 ambulante Patienten (manchmal sogar bis zu 1 200) ankommen und bis zum späten Nachmittag irgendwie untersucht und behandelt wurden.
Diese Geduld der Patienten……
Für mich einfach erstaunlich.
Mit wieviel Beschwerden, zum Teil über den Gemeinderat vorgebracht, muss ich mich herumschlagen.

Dann ein Blick in den OP. Ein Traum.
In einer Wand mit Glasbausteinen noch ein Einschußloch aus dem Bürgerkrieg.
Ein Narkosegerät aus dem Museum. Dies ist natürlich dort noch überall gebräuchlich: ein Äther-Verdampfer. Unser Oberin als alte OP-Schwester geriet richtig ins schwärmen.
Im Labor ging es mir ähnlich wie in dem oben beschriebenen Saal.
Eng und nicht sehr sauber. Überall Untersuchungsmaterial und keine Technik. Medizin zum anfassen.
Unser Gewerbeaufsichtsamt hätte seine helle Freude im Röntgenraum. Aber es werden mit einem alten Gerät und handbetriebener Entwicklung gute Aufnahmen gemacht.

Vor einigen Tagen hatte ich einen Streit mit dem Regierungspräsidium Stuttgart. Unser Gemeinderat hatte beschlossen für Kroatien etwas zu tun. Wir durften oder sollten Medikamente abgeben. Laut Gesetz geht dies aber nicht. Die Krankenhausapotheken dürfen nur ihre Patienten versorgen. Ich will nun nicht näher darauf eingehen. Was ich aber in der sogenannten Apotheke des Rugaba Hospital fand, hätte zu einem Zwergenaufstand im Regierungspräsidium geführt. Und die Medikamente hatten zum großen Teil deutsche Aufschriften und stammten zum Teil aus Krankenhäusern. Nur was sollen die mit den vielen Herz- und Kreislaufmedikamenten ohne Herzinfarktpatienten anfangen. Für Fachleute wäre dies ein Abendfüllendes Programm.

Trotz der vielen Einschränkungen ist es erstaunlich, welcher medizinischen Standard dort erreicht und gehalten wird.

Wenn ich morgens die Zeitung aufschlage und die Berichte über unseren „Pflegenotstand“ lese und sdannVergleiche zum Rubaga-Hospital anstelle, wünsche ich manchmal einen dieser Meinungsmacher nach Kampala.

Mit wenig Schwestern, vielen Patienten unter Einbeziehung der Angehörigen, wird eine gute Pflege sichergestellt. Selbstverständlich läßt vieles nach unseren Maßstäben zu wünschen übrig. Aber halt nur nach unseren Maßstäben.

Verwaltung in unserem Sinne gibt es eigentlich gar nicht. Aber alles funktioniert: Löhne werden bezahlt, Medikamente und sonstiger med. Sachbedarf wird beschafft und ist in bescheidenem Umfang da.Lebens-mittel für die Personalkantine gibt es.
Geld wird eingenommen.
Im Zimmer der Verwaltungsleiterin gibt es einige Schubladen mit Geld.
Alle Patienten müssen nämlich vor der Behandlung bezahlen. Und diese bringen, was sie und ihre Verwandten aufbringen können. Mehr aber nicht.
Dann wird dieses Geld in Tüten und Schachteln, in Taschen und Schubladen aufbewahrt. Dann, am Morgen, kommt ein Fahrer und erhält einen Auftrag, Kartoffeln und / oder Mehl usw. einzukaufen. Nebenbei bekommt er eine Tasche, täglich eine andere, mit Geld gefüllt und muss diese ganz diskret zur Bank bringen. Zwei Damen zählen den ganzen Tag nur Geld. Und trotzdem reicht es hinten und vorne nicht.

Lohnbuchthaltung und Lagerverwaltung kann man sich schon vorstellen und wird auch sehr vereinfacht gehandhabt.

Vielleicht noch ein Wort zur Technik.

Die Stromversorgung fällt jeden Tag, manchmal sogar mehrmals, aus.

Das Notstromaggregat verdient nicht ganz den Namen. In der Zwischenzeit wurde ein neues beschafft. Der Förderverein machts möglich. Aber Frau Dr. Moser wollte nur ein so großes oder so kleines, für das sie auch Dieselöl kaufen kann. Auch ein Weg der Bedarfserhebung und Bedarfsdeckung. Ich habe diese Beispiel einmal in unserem Hause nachahmen wollen und fand überhaupt keinen Beifall. Versuchen sie es einmal in ihrem Bereich.

Telefonapparate gibt es nur ganz wenige. Eine Personensuchanlage ist ein Fremdwort. Es muß immer jemand, auch in Notfällen, auf die Suche gesandt werden.

Die Wasserversorgung könnte klappen, wenn die Stromversorgung stimmen würde. Das Haus besitzt eine eigene Quelle. Allerdings im Tal. Somit muss das Wasser hochgepumt werden, aber der Strom fällt ja mehrmals am Tage aus. Was macht macht man in so einem Fall?
Man stellt das Wasser ab und schon wird der Behälter nicht leer.
Auf sämtlichen Krankenstationen wurden die Toiletten abgeschlossen und die Wasserleitung zu den Waschbecken abgestellt. Für die Patienten und deren Angehörige gibt es zweimal am Tage an einer Wasserstelle im Park Wasser. Da müssen die Angehörige rennen um ihre Kannister zu füllen.
Duschen!!!!????
Die Abwasserbeseitigung ist eine ware Freude.
Es gibt drei Klärbecken oder -gruben auf dem Gelände, in die sämtliches Abwasser fließt. Im Anschluß an das dritte Klärbecken kommen Sickergräben, die aber überholungsbedürftig sind.

Die Instand- und Unterhaltung sämtlicher Gebäude müssen dringend in Angriff genommen werden. Der Bürgerkrieg und seine Folgen sind deutlich zu sehen.

WAS HABEN WIR VOR ?

Bei uns wird oft in dem Satz: „Hilfe zur Selbsthilfe“ das Wort   ZUR ausgetauscht und dann heist es „Hilfe anstatt Selbsthilfe“. Genau das wollen wir nicht. Ist eine Partnerschaft über diese Distanz – 17 Flugstunden- überhaupt sinnvoll? Was kann auf diese Entfernung bewegt, beeinflusst oder bewirkt werden?

Die Entfernung kann heute kein Hinderungsgrund mehr sein! Mit fester innerer Überzeugung und Willen kann man auch über diese Distanz etwas tun.
Wir wollen UNMITTELBAR und UNBÜROKRATISCH helfen und unterstützen.
Frau Dr. Moser kommt langsam in das Pensionsalter. Dass sie in Pension geht und nach Deutschland zurückkehrt glaube ich nicht und wird auch nicht möglich sein. Wenn man 40 Jahre im Ausland lebt, ist man zu Hause zwar ein gern gesehener Gast, aber auch schon ein Ausländer. Trotzdem wollen wir Ihr Ziel, das Haus ganz in einheimische Hände zu übergeben, unterstützen.

Das sich Kennenlernen vor Ort und die Inaugenscheinnahme der Verhältnisse ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Unterstützung und Vermeidung von Fehlplanungen.

Wie sie wissen sind wir Krankenhäuser in enge finanzielle Vorgaben oder Korsetts gezwängt. Die Betriebskosten, aber auch nur diese, übernehmen die Krankenkassen. Die Investitionen übernimmt auf Antrag und Nachweis der Staat. Wer staatlichen Förderung und Prüfung kennt, weiß wovon ich rede. Kurz und bündig – finanziell sind uns enge Grenzen gesetzt. Also machen wir das, was tatsächlich etwas bringt: AUS-, WEITER- und FORTBILDUNG.

Training of Trainers.
Zunächst ging unser Chefarzt für Unfallchirurgie, Dr. Knapp,seine Frau und unsere Oberin a.D. nach Kampala.

Herr Dr. Knapp fing – nach Schock und Eingewöhnung – vorsichtig an zu operieren und begann die dortigen Ärzte in das von ihm erbettelte AO-Instrumentarium einzuweisen. Zu der Besichtigung des Mulaga-Hospitals vergaß er, seinen Reisepass mitzunehmen und wurde prompt verhaftet. Gott-sei-Dank gibt es Deutsche Botschaften.

Seine Frau, eine Kindergärtnerin, plante die Einrichtungen einer Kindertagesstätte und leitete zum Teil die Haushandwerker bei der Anfertigung der Einrichtungsgegenständen an.

Beide waren Anfang September – auf eigene Kosten – dieses Jahr wieder dort und kontrollierten ihre Vorgaben. Herr Dr. Knapp operierte auch wieder über eine Woche lang im Rubaga-Hospital.

Unsere Oberin a.D. blieb vom Sept. 91 bis Nov. 91 und arbeitete sich durch Magazine, Lager und Stationen. Es galt zuerst einmal alles zu sichten. Wissen Sie, wenn man 15 Jahre einen Bürgerkrieg hinter sich hat, klebt man an allem was man evtl. einmal gebrauchen könnte. Wobei ich vor Frau Dr. Moser und Frau Weigand Hochachtung habe. Sie blieben in Uganda im Rubaga-Hospital trotz Bürgerkrieg.

Nach den Erzählungen von Sr. Gretl war es mühevoll aber am Ende auch erfolgreich.

Nach dieser Arbeit kamen die Stationen und Funktionsräume dran. Hygiene war bzw. ist ein Begriff, den sie buchstabenweise hinüberbringen mußte. Voll Stolz erzählte sie mir im Juli dieses Jahres, dass erste Erfolgsmeldungen aus dem Rugaba-Hospital eingetroffen seien. Sie ist seit 2.Okt.91 mit einer Stationsschwester unseres Hauses wieder für 6 Wochen dort und will ihre Arbeit fortsetzen.

Im November 91 geht unser Apotheker Heiner Stepper mit einer Helferin nach Kampala, um nach der Apotheke zu schauen und vor allen Dingen mit einer einfachen Eigenproduktion wie z.B. – Kochsalzlösungen
                                         – Abführflüssigkeit
                                         – Sonografie-Gel
beginnen.

Im Febr. 92 will ich mit einem pensionierten Kollegen nach dort fliegen, um mit einer einfachen Buchhaltung zu beginnen. Tajlerix-Buchaltungsplatten habe ich mir bereits besorgt. Vor 21 Jahren waren solche bei uns im Krankenhaus noch gang und gebe.

Ich habe die leise Hoffnung, daß mein Kollege vom gleichen Fieber wie unsere Oberin a.D. erfasst wird. Es wäre schön.

Dringend notwendig ist noch die Kontaktnahme unseres Technikers.

Aber ich glaube dies wird eine „Unendliche Geschichte“.

In Uganda gibt es noch 3 Urologen. Der Rest ist nach Kenia und zu meinem Erstaunen nach Südafrika ausgewandert. Aus diesem Grunde kam der Chirurg des Rugaba-Hospitals für drei Monate zu uns, um Urologische Eingriffe zu üben. Er kam im Winter und sah zum ersten mal in seinem Leben Schnee. Er fror am Morgen und am Abend. Alles in Allem war es aber für ihn und uns ein Erfolg und Gewinn. Durch die vielen geführten Gespräche zwischen Herrn Dr. Upocki und Mitarbeitern unseres Hauses wurde mehr Aufgeschlossenheit für die spleenige Idee des Verwaltungsdirektors geweckt. Wir haben ihn kostenlos untergebracht und verpflegt.

Ein AIP-Gehalt sollte die nach meiner Ansicht dringend erforderliche Krankenversicherung ermöglichen. Aber.!.?. Um krankenversichert sein zu können muss ein Arbeitsverhältnis gegeben sein. Also benötigt man eine Arbeitserlaubnis. Eine Arbeitserlaubnis gibt es aber nur mit einer Approbation. Eine Approbation gibt es aber nur mit einer Arbeitserlaubnis. Kennen Sie den Hauptmann von Köppenik?

Ich möchte dies nicht weiter vertiefen. Er ging nach drei Monaten zurück und wir sparten den Krankenkassenbeitrag.

Ihm folgte ein Gynäkologe. Das Land Baden-Württemberg spendete ein Sonografiegerät. Aus diesem Grunde mußte ein Arzt in Sonografie trainiert werden. Das gleiche Spiel mit Arbeitserlaubnis, Approbation usw.

Ein kleines Erlebnis möchte ich nicht vorenthalten. Der erste Arzt bekam, wie schon erwähnt, als Entgelt das Gehalt eines AIP – das einem Referentargehalt entspricht. Mit der EDV geht es aber etwas länger mit der Auszahlung. Trotzdem freute er sich und konnte für seine Familie doch einiges einkaufen und den Rest in US $ mitnehmen. Der zweite Arzt kam dann in der zweiten Woche seines Hierseins zu mir ins Büro. Er erzählte mir, er sei von Herrn Dr. Knapp am Samstag zum SHOPPING nach Stuttgart eingeladen. Ich freute mich über die Betreuung und teilte ihm dies auch mit. Er schaute mich weiterhin an und sagte mir, er freue sich auch darüber und betonte das Wort SHOPPING nochmals. Erst dann bemerkte ich, dass sein Zeigefinger und sein Daumen fast glühte.

Vor Ankunft der dritten Ärztin bekamen wir dann den Tip, dass bei einer Bestätigung der Partnerschaft durch das Sozialministerium Baden-Württemberg die Erteilung der Approbation keine Schwierigkeiten macht. Bei dieser Gynäkologin, die von Mai bis Anfang Juli dieses Jahr bei uns tätig war, ging es dann tatsächlich etwas leichter.

Im Januar 1992 sollen eine OP-Schwester und eine Hygieneschwester zu uns kommen, um in ihrem Arbeitsgebiet eine Aus- und Fortbildung zu bekommen. Deren Aufenhalt soll dann aber mindestens ein Jahr, besser wären zwei Jahre, sein.

Neben all dem beraten wir natürlich noch den Förderverein des Rubaga-Hospital’s, unterstützen ihn bei Einkäufen und überprüfen ihm geschenkte Geräte.

Es kamen auch schon mehrere Patienten aus Uganda zu uns.

Wie sie sehen, haben wir schon ein volles Programm laufen.

So eine Partnerschaft bedarf schon einiger Zuwendung und ist mit Arbeit verbunden. Einer muß immer antreiben und bedacht sein, daß es nicht nur bei Worten bleibt. Aber es ist nicht nur ein geben. Unser Oberbürgermeister stand zwar theoretisch zu dem Vorhaben, war aber doch etwas skeptisch. Nach seinem Besuch vor Ort sah aber alles anders aus und die notwendigen Beratungen im Gemeinderat liefen unter seiner Leitung sehr gut.

Wie bereits eingangs gesagt, war für mich die erste und wichtigste Erkenntnis, dass ohne unmittelbaren Kontakt vor Ort eine Partnerschaft nicht geht. Die letzte Überzeugung zum Helfen überkommt einen nur beim Anblick des Elends und der Not. Der direkte Kontakt ist aber auch notwendig, um richtig helfen zu kennen. Was dort an unützem Zeug ankommt und aufgehoben wird, ist kaum zu glauben. Dies allein ist es aber nicht. Man kann nur dort zu der Überzeugung kommen, dass die Deutsche oder Europäische Kultur nicht das „Allein selig machende“ ist. Hilfe bedeutet für mich in „ZUSAMMENARBEIT“ eine Aufgabe anpacken und erledigen.

Es ist auch nicht nur ein Nehmen. Der kurze Kontakt und die wenigen Gespräche haben auch uns etwas gebracht. Die sogenannte „Dritte Welt“ ist gar nicht mehr so weit weg.

Das Phänomen „AIDS“ wird ernster aber nicht ängstlicher genommen. Der dortige selbstverständliche Umgang mit dieser Krankheit hat auch unsere beide Ärzte schon etwas geprägt. Auch unsere Patienten werden nicht mehr bzw. nicht unbedingt isoliert.

Alle Mitarbeiter in unserem Hause verwenden zum Beispiel Einmalhandschuhe bewusster und sammeln sie zur weiteren Verwendung in Unganda. Aber nicht nur das. Auch die Frage „Wo beginnt die Verschwendung?“ wurde schon gestellt. Vor 2 Jahren war dies undenkbar -„Sindelfingen hat’s ja“. Ich hoffe für mich, unser Haus und für das Rubaga-Hospital, dass es eine auf Dauer ausgerichtete Partnerschaft ist und bleibt, und dass sie vielleicht zu einer Freundschaft wird. Nur so können wir helfen, dass das Haus bald in einheimische Hände und Regie übergeht und sich in dieser Aufgabe bewährt.

Zur Abrundung meiner Worte möchte ich noch ein paar Dias zeigen. Im Anschluss stehe ich natürlich zu einer Diskussion zur Verfügung.